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Der Arbeitskreis Weiler Flüchtlingshilfe setzte mit diesem Abend ein Zeichen – ein Zeichen gegen Diskriminierungen, Rassismus und Antisemitismus.
Dies ist auch ein Anliegen von Revital Herzog und Naceur Charles Aceval, die sich schon vor Jahren für Deutschland als Wahlheimat entschieden.

Revital Herzog entstammt einer jüdischen Familie aus Israel. Schon ihre Großeltern aus Persien und dem Irak erzählten Märchen.
Naceur Charles Aceval ist geprägt von drei Kulturen: der algerisch-nomadischen seiner Mutter, der französischen seines Vaters und der deutschen seiner Wahlheimat.

Die Folgen falschen Handelns und fehlender Hilfsbereitschaft machte Naceur Charles Aceval mit der Geschichte „Der Streit der beiden Eidechsen“ deutlich.

In Afrika lebte ein Stammesoberhaupt allein mit seiner alten, bettlägrigen Mutter. Sie hatten einige Tiere, einen Hund, einen Hahn, einen Ziegenbock, ein Pferd und einen Ochsen. Eines Tage musste er zu einer Trauerfeier in ein anderes Dorf. Er bereitete die Reise vor und versorgte seine Mutter mit Essen und Trinken, auch die Öllampe vergaß er nicht. Der Hund sollte Wache halten und in Schwierigkeiten die anderen Tiere zu Hilfe holen. Nach einer Weile sah er zwei Eidechsen heftig um eine tote Fliege streiten. Der Hund bat die anderen Tiere um Hilfe, doch sie waren nicht bereit dazu. „Unbedeutender Streit und fehlender Respekt“ waren ihre Argumente. Der Streit der Eidechsen wurde heftiger, die Öllampe kippte, das Bett der Mutter fing Feuer und sie erlitt schwere Verbrennungen.

Ein junger Mann sollte mit seinem Pferd das Stammesoberhaupt benachrichtigen. Das Pferd überlebte die anstrengenden Ritte des Mannes und des Stammesoberhauptes nicht und der Hahn sollte nun mit seinem Blut und Federn die Heilung der Mutter fördern. Leider half das nicht, die Mutter starb. Traditionell musste nun das Blut eines Ziegenbocks auf ihr Grab fließen. Für die große Trauerfeier brauchte man viel Fleisch, deshalb wurde der Ochse geopfert.
Alle Tiere kamen vor ihrem Tod zu der Erkenntnis, dass der Hund Recht gehabt hatte mit seiner Aussage:“Kein Streit ist unbedeutend, sondern kann großes Unheil hervorbringen“.

Revital Herzog begeisterte uns mit jüdischer sowie arabisch-palästinensischer Musik auf dem Akkordeon und erzählte uns diese heitere, aber auch nachdenklich machende Geschichte.

Sie war im Sinai, am Strand von Dahab und lernte dort eine arabische Familie kennen. Alle wurden sehr gute Freunde. Jahre später gerät sie im Sinai in eine arabische Polizeikontrolle. Sie hat Angst, spricht zur Vorsicht erst mal nur Englisch, könnte sie doch auch verhaftet werden. Die Polizei fragt sie: „Was machst du hier“? „Ich besuche meinen Vater“. „Hier leben Araber. Du bist aber Jüdin. Wie geht das?“ wird sie gefragt. „Ja, aber er ist wie ein Vater für mich“, so ihre Antwort und stellte fest: „Wir sind alle miteinander verwandt durch unseren Stammvater – wir sind alle Kinder Abrahams“! Die Männer der Polizeikontrolle lachen, sind begeistert. Die Stimmung hatte sich total verändert.

Herzlichen Dank für alle eingegangenen Spenden. Sie kommen der Weiler Flüchtlingshilfe zu Gute. Vielen Dank auch an den Verein „Böblingen bleibt bunt e.V.“, der diese Veranstaltung finanziell unterstützt hat.
Neugierig Gewordene und Begeisterte dürfen sich noch auf einen weiteren Märchenabend am 7. Juli in der Halle der Weiler Flüchtlingshilfe freuen.

 

 

Der Märchenabend wurde auch im folgenden Bericht von Holger Schmidt besprochen, der am 14. April 2024 unter der Überschrift “Märchen-Duo entführt seine Zuhörer in exotische Welten” im Weilemer Blättle erschien.

„Was uns verbindet, ist unsere Wahlheimat Deutschland“, erklärte Naceur Charles Aceval. Und, dass er und Revital Herzog, er Nachfahre algerischer Nomaden, sie Jüdin aus Israel, mitreißende Geschichtenerzähler sind, wovon sich das Publikum, das am vergangenen Samstagabend auf Einladung der Weiler Flüchtlingshilfe in den Bürgersaal des Rathauses gekommen war, selbst das beste Bild machen konnte.

Viel mehr solcher weisen Mittler zwischen den Kulturen würde man sich wünschen, gerade jetzt und besonders im Nahen Osten, wo Israelis und Nachbarn unvermindert an der Eskalationsschraube drehen. „Ich wünsch mir von Herzen, dass die Weltgemeinschaft endlich Frieden stiftet“, endete er nachdenklich.