+49 (0)178 – 1569294 mail@weiler-fluechtlingshilfe.de

Bei dem Bürgerkrieg in Syrien sind Hunderttausende ums Leben gekommen und Millionen Menschen sind geflohen. Im Dezember 2024 wurde das Assad Regime gestürzt, der Bürgerkrieg soll vorbei sein. Was bedeutet das nun für die Syrer, die hier in Deutschland leben und arbeiten? Mit Heba und Housam komme ich ins Gespräch.

 

Heba ist 34 Jahre alt und hat in Syrien zwei Semester Chemie studiert. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann und den inzwischen drei Kindern seit zehn Jahren in Deutschland und macht eine Ausbildung zur Pharmazeutisch- Kaufmännischen Angestellten. Diese Arbeit und die Unterstützung, die sie dafür von ihrem Mann bekommt, bedeutet ihr viel.

Sie ist glücklich, dass Assad nicht mehr an der Macht ist, hat doch ihre Familie sehr unter seinem bösen Regime gelitten. Ihr Vater starb dort nach sieben Monaten im Gefängnis – nur mit viel Mühe bekamen sie überhaupt diese Information. Auch ihr Mann befürchtete das Schlimmste. Nach einem Gefängnisaufenthalt von ihm entschieden sie, mit ihrer kleinen Tochter zu fliehen.

Heba glaubt, dass es noch nicht sicher in Syrien ist und möchte abwarten, wie es dort weitergeht. Gleichzeitig träumt sie davon, ihre Mutter dort wiederzusehen, mit der sie über WhatsApp so gut wie möglich Kontakt hält.

Von der jetzigen politischen Diskussion in Deutschland ist Heba enttäuscht. „Deutschland ist meine Heimat geworden,“ sagt sie. „Ich habe hier so viele gute Erinnerungen, wir leben hier ruhig, entspannt und haben viele Freiheiten.“

Die Frage, ob und wann Syrer wieder zurück gehen sollten, findet Heba nicht richtig. „Was ist mit meinen Kindern?“ Fragt sie mich. „Sie kennen nur Deutschland und können die Diskussion nicht verstehen. Die älteste Tochter hat sogar Angst davor.“

Das Aufschieben der Bearbeitung von Asylanträgen hält sie für eine schlechte Idee, es nimmt in ihren Augen die Motivation zur Ausbildung oder Arbeitssuche.

Und doch kann Heba es ein Stück weit verstehen, wenn Politiker sagen: „Wir brauchen eine Begrenzung der Migration.“ Sie sagt: „Was manche Flüchtlinge machen, ist falsch. Man kann nicht hier leben, ohne arbeiten zu wollen oder gar straffällig werden,“ und ergänzt: „Deutschland hat uns, im Gegensatz zu vielen arabischen Nachbarn, die Tür geöffnet und uns unterstützt. Dadurch haben wir hier auch eine gewisse Verpflichtung.“

 

Housam ist 38 Jahre alt, Vermessungstechniker und seit gut 2 Jahren in Deutschland. Zur Zeit absolviert er ein Praktikum im Ortsbauamt, ehrenamtlich ist er in der Flüchtlingshilfe und der Nachbarschaftshilfe aktiv. Seine Familie lebt noch in der Türkei.

Auch Housam ist sehr froh, dass Assad nicht mehr an der Macht ist. Er glaubt aber, genau wie Heba  auch, dass es noch nicht sicher in Syrien ist. Im Moment ist es seiner Meinung nach noch völlig unklar, was die jetzige Regierung will, und wie sich die Situation dort entwickelt. Ein weiteres Problem ist, dass es im Norden, wo er herkommt, immer wieder Unruhen zwischen den dort lebenden Kurden und der Armee gibt. Zurück zu gehen ist deshalb für ihn jetzt keine Option. Außerdem ist dort alles doch zu sehr kaputt für eine Familie mit kleinen Kindern.

Ich frage Housam, wie es ihm mit den aktuellen politischen Diskussionen in Deutschland geht.

„Ich bin gestresst,“antwortet er. „Die Abstimmungen im Bundestag Ende Januar machen mir Angst!Und sollte man nicht, bevor man über die Rückkehr von so vielen Menschen nachdenkt, erst mal abwarten, wie es in Syrien weitergeht?“

Die Aufschiebung der Bearbeitung von Asylanträgen findet Housam schwierig. „Wie lange soll das gehen?“ So gerne würde Housam seine Frau und seine zwei Kinder nach Deutschland holen, fürchtet er doch, dass sie aus der Türkei nach Syrien zurück geschickt werden.

Seiner Meinung nach verdienen Menschen, die hier sind, eine Chance. Dazu gehört für ihn auch, dass jeder, so schnell wie möglich, beginnt, zu arbeiten. Housams großer Wunsch ist es, dass Menschen unterschiedlicher Religionen und Minderheiten in Syrien und überall gut zusammen leben können.